Urban Future Outline & Future Mobility

 

Urban Future Outline

Das Urban Future Outline, kurz UFO, Forschungsprojekt, finanziert durch die Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder, zielt darauf ab, eine Forschungsplatform zu urbanen Räumen zu etablieren. Im Rahmen von UFO, das am HumTec der RWTH Aachen angesiedelt ist, entwickeln Ingenieurinnen und Ingenieure, Natur-, Geistes- und Sozialwissenschaftler/-innen in vier interdisziplinären Teilprojekten gemeinsam innovative Lösungen für die Städte der Zukunft. Das GDI ist dabei am Teilprojekt FuMob beteiligt, welches Bedarfe, Potentiale und Grenzen der Kommunikation in der Infrastrukturplanung untersucht.

 

Future Mobility - FuMob: Öffentliche Kommunikation und Information bei der strukturellen Planung und Umsetzung neuer Mobilitätskonzepte und Verkehrsplattformen

Der voranschreitende Prozess der Urbanisierung geht mit einem stetig wachsenden Verkehrsaufkommen in Städten einher, das eine beachtliche Zunahme an Klima- und Gesundheitsbelastungen durch Feinstaub zur Folge hat. Daher bedarf es innovativer Mobilitätskonzepte wie Elektromobilität, „Park and Ride“ oder Mitfahrgelegenheiten, die sich zugleich an den Bedürfnissen der urbanen Bewohner orientieren. Denn Projekte wie Stuttgart 21 zeigen mit Nachdruck, dass eine vornehmlich technikzentrierte Planung solcher infrastrukturellen Mobilitätskonzepte ohne eine konsequente Berücksichtigung von Bedarfen und ohne eine sensible Informations- und Kommunikationsstrategie mit Bürgern und Anwohnern nicht umsetzbar ist.

Das interdisziplinäre Projekt Future Mobility, kurz FuMob, befasst sich daher mit Fragen nach den Bedarfen, Potenzialen und Grenzen öffentlicher Kommunikation und Information bei der strukturellen Planung und Umsetzung neuer Mobilitätskonzepte. Ziel des Projektes ist die Entwicklung neuartiger Zugänge für die Planung und Realisierung von Infrastrukturentscheidungen, die Stakeholder wie die Zivilbevölkerung, Entscheidende und Expertinnen und Experten systematisch und nachhaltig in den Planungsprozess einbeziehen.

Im Gegensatz zu Planungsansätzen aus dem letzten Jahrhundert, nutzt die Planung die Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern als Möglichkeit, um die Qualität und Akzeptanz von Planungsprozessen zu verbessern. Infrastrukturprojekte wie Stuttgart21 oder die Campusbahn in Aachen sind gut dokumentierte Beispiele für Kommunikationsprobleme zwischen Planung, Politik, der Wirtschaft und den Bürgerinnen und Bürger. Für Aachen bedeutete dies die Ablehnung der Campusbahn durch einen Bürgerentscheid.

Aus Sicht der gegenderten Stadtplanung und der Mobilitätsplanung werden daher Interviews mit beteiligten Stakeholdern aus der Planung und weiteren Personengruppen geführt, die den Bau der Campusbahn unterstützt oder abgelehnt haben. Auf der einen Seite nimmt eine Akteursanalyse die Identifikation zentraler Akteurinnen und Akteure, ihre Profile und Netzwerke in den Blick. Zum Anderen zeigt eine Diskursanalyse auf, welche Subjektpositionen (Meinungsführerschaft, Machtverhältnisse) und verschiedene kommunikativen Fähigkeiten wie auch Voraussetzungen in Planungsprozessen vorhanden sind. Die Triangulation der beiden genannten Ansätze dient einem besseren Verständnis vom Zusammenwirken der verschiedenen Beteiligten als auch Betroffenen wie potentiellen Kommunkationsproblemen.

Des Weiteren werden aus Perspektive der Stadtplanung und aus Sicht der Informations- und Kommunikationstechnik zukünftige urbane Mobilitätsbedarfe und -formen analysiert sowie nachhaltige Mobilitätsketten und Infrastrukturszenarien entwickelt, die mittels moderner Informations- und Kommunikationstechnologien intermodale Lösungsansätze für Mobilitätsprobleme zukünftiger Städte bieten. 

Zum anderen gilt es, die individuellen Mobilitätsanforderungen von Stadtbewohnern unter besonderer Berücksichtigung genderspezifischer Mobilitätsbedarfe über die Lebensspanne zu identifizieren und die Wahrnehmung von Prozessen der Meinungs- und Entscheidungsbildung zu Infrastrukturprojekten aus Sicht der Bevölkerung zu untersuchen.

Aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive wird schließlich mithilfe computergestützter Auswertungsmethoden eine Diskurs- und Argumentationsanalyse zur Wahrnehmung und Bewertung von Infrastrukturbauprojekten vorgenommen. Dabei werden relevante Medien, digitale und Massenmedien, als Ort der Information und politischen Meinungsbildung, Zeitpunkte und Inhalte für Informations- und Kommunikationskonzepte identifiziert.

Aus technologieorientierter Perspektive werden ausgehend von den Kommunikations- und Akzeptanzanalysen Implikationen für die Konzeption, Verbesserung und Weiterentwicklung von Informationssystemen für integrierte Mobilität abgeleitet. Darüber hinaus werden Potentiale von Informations- und Kommunikationstechnologie in Bezug auf gezielte Anreizsteuerung für die Nutzung alternativer Mobilitätsbausteine untersucht.

 

Projektsprecher

  • Prof. Dr. Eva-Maria Jakobs, Professur für Textlinguistik und Technikkommunikation, RWTH Aachen
  • Prof. Dr. Dirk Vallée, Institut für Stadtbauwesen und Stadtverkehr, RWTH Aachen
 

Projektpartner

  • Prof. Dr. Mathias Jarke / Dr. Karl-Heinz Krempels, Lehrst. für Informationssysteme und Datenbanken, RWTH Aachen
  • Prof. Dr. Carmen Leicht-Scholten, Gender and Diversity in den Ingenieurwissenschaften, RWTH Aachen
  • Prof. Dr. Thomas Niehr, Germanistische Sprachwissenschaft, RWTH Aachen
  • Prof. Dr. Martina Ziefle / Dr. Katrin Arning, Human-Computer Interaction Center, Lehrst. für Communication Science, RWTH Aachen